Schwerhörigkeit tritt nicht nur in verschiedenen Intensitätsstufen auf: Auch die Ursachen für Hörverlust unterscheiden sich mitunter stark. Ein möglicher Grund: sogenannte ototoxische Medikamente! Darunter versteht man Substanzen, die “giftig für das Ohr” sind und zu einem temporären oder dauerhaften Hörverlust (Hörschwellenverschiebung) führen können.
Temporärer oder dauerhafter Hörverlust
Aktuell gelten über hundert Medikamente als ototoxisch. Ärzte verschreiben die Substanzen dennoch, wenn die Nutzen-Risiko-Abwägung positiv ausfällt. Dazu zählen verschiedene Antibiotika, Zytostatika, Diuretika sowie einige Schmerz- und fiebersenkende Mittel.
Beispiele für ototoxische Medikamente:
- Antibiotika
- Aminoglycoside
- Streptomycin
- Dihydrostreptomycin
- Gentamycin
- Amikacin
- Sonstige
- Tetracyclin-Gruppe
- Erythromycin
- Vancomycin
- Aminoglycoside
- Zytostatika
- Cisplatin
- Carboplatin
- Bleomycin
- Diuretika
- Furosemid
- ethacrynische Säure
- Piretanid
- Bumetanid
- Schmerz- und fiebersenkende Mittel
- Salicylate
- Quinine
- Chloroquine
Weitere ototoxische Substanzen:
- Lösungsmittel
- Alkylbenzole
- Xylol
- Styrol
- Toluol
- n-Heptan
- n-hexan
- Tri- und Tetrachlorethen
- Blei
- Cadmium
- Quecksilber
- Arsen
- Schwefelkohlenstoff
- Kohlenmonoxid
- Cyanide
- γ-Butyrolacton
Wussten Sie, dass …
… auch Aspirin (in hohen Dosierungen) und entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen und Naproxen zu einem Hörverlust führen können? Allerdings ist dieser zumeist temporär, also nicht dauerhaft.
Warum schädigen die Substanzen das Ohr?
Bei einer ototoxischen Schwerhörigkeit ist das Innenohr betroffen. Es handelt sich also um eine Innenohrschwerhörigkeit (auch: Schallempfindungsschwerhörigkeit). Meist sind dabei die Haarzellen, die mechanische Reize in elektrische Aktivität umwandeln, beschädigt. Diese können sich nicht regenerieren. Ototoxische Substanzen schädigen diese Haarzellen.
Vorbeugung / Prophylaxe
Der einfachste Weg wäre, auf diese Art von Medikamenten zu verzichten. Leider ist dies bei vielen Erkrankungen nicht möglich, da die Medikamente nicht nur Nebenwirkungen, sondern auch erwünschte Wirkungen aufweisen. Dennoch lässt sich dem ototoxischen Hörverlust vorbeugen, indem andere Risiken minimiert werden. So empfehlen HNO-Ärzte beispielsweise, die Lärmbelastung (am Arbeitsplatz und in der Freizeit) zu reduzieren, wenn gehörschädigende Medikamente eingenommen werden. In Berufen, in denen mit ototoxischen Substanzen gearbeitet wird, ist zudem besondere Vorsicht geboten. Darüber hinaus empfiehlt sich ein grundlegend gesunder Lebensstil, der Erkrankungen, die mit ototoxischen Medikamenten behandelt werden müssen, vorbeugt.
Auf einen Blick:
- gesunder Lebensstil
- ausgewogene Ernährung
- ausreichend Bewegung
- Reduzierung von Lärmbelastung und Stress
- Abklärung der Notwendigkeit von Medikamenten